Poesie-projekt


In Sprache baden

PO         E         SIE

 

 

„In Sprache baden“, das war der Arbeitstitel unseres Projektes im ersten Halbjahr 2011.

 

„In Sprache baden“, das wollen und brauchen Kinder während ihrer Sprachentwicklung.

Da kann die Badedauer auch gar nicht lang und intensiv genug sein, ohne dass runzlige Haut oder Austrocknung zu befürchten wäre, das Gegenteil ist der Fall.

 

Gar nicht tief genug können Kinder in der sensiblen Phase des Spracherwerbs eintauchen in die Schönheit ihrer Muttersprache mit all ihren besonderen Lauten und Silben, Reimen und Liedern.

 

Dichtung ver-„dichtet“ dieses Spracherlebnis und macht den Kindern bewusst, wie aussagekräftig einzelne Worte sein können.

 

Wenige Worte, sorgfältig ausgewählt, können eine ganze Geschichte entstehen lassen, können Gefühle hervorbringen im Zuhörer oder Leser, eine Erfahrung, die auch die älteren Kinder beeindruckt.

 

Verdichtetes lässt Raum für Neues, ruft Gefühle hervor, verwandelt Worte in Bilder, führt uns an die Essenz der Dinge.

 

Was ist wesentlich, für mich als Mensch, was ist meine Essenz, was macht mich, genau mich aus, diese Frage schwingt immer mit, in jedem Projekt bei Kind und Kunst.

 

Welche Gefühle habe ich und wie kann ich sie beschreiben und damit leben, damit ich sie beherrschen kann, „die Geister, die ich rief“.

 

So, wie es Marie, 5 Jahre, gelingt:

 

Schmerz

meine Schulter

tut so weh

ich bin ganz traurig

Streit

 

Spaß an Sprache, an Kommunikation haben, ist zutiefst menschlich.

 

Einander verstehen, weil man eine gemeinsame Sprache entwickelt hat, schafft Nähe.

Und schafft gleichzeitig die Möglichkeit zur Abgrenzung, weil das gemeinsam aufgebaute Fundament tragfähig genug ist.

 

Verstehen und verstanden werden impliziert einen Standpunkt von dem aus kommuniziert wird. Wer einen Standpunkt hat, hat Standfestigkeit. Wer für sich einsteht hat Eigen-Macht und muss nicht ohn-mächtig durch sein Leben irren, sondern erlebt sich als selbst-wirksam.

 

„Selbstwirksamkeit“ ist übrigens ein Lieblingswort der Kind & Kunst Sprache.

 

 

Schneemann

Zu  Beginn des neuen Jahres startete unser Projekt. Mit vielen neuen Sachen. Wir hatten als Inspiration einige „dekonstruierte“ Schneemänner, einzelne Nasen, Augen, Kohleknöpfe aus Karton auf weiße Plakate in unseren Bilderrahmen arrangiert.

Viele der Rahmen waren lediglich mit weißem Plakatpapier „gefüllt“.

Dann gab es noch jede Menge Gedichte über den Winter, den Schnee, übers Schlitten fahren und Schneemann bauen.

Und da Kinder über das Tätig sein zur Sprache finden, materialisieren sich beim gemeinsamen Werkeln viele lustige und interessante Schneemänner und  Beschreibungen selbiger.

 

 


Schneemann

mit Möhre

steht er da

steht in der Sonne

Vergänglichkeit.

 

Hut

Kohle

Möhre

Schnee

die Sonne kommt.

Oh, weh!



Kind & Kunst-Dichterstube

 

Viele Materialien gab es zum Dichten bei uns. Viele schöne Bilderbücher, doch, da braucht es ja immer jemanden, der die vorliest und deshalb gab es auch Material, zum selbst wirksam sein: Reim Karten, Überraschungsboxen mit eingelegten Bildern zum Geschichten spinnen, einen Hasen mit einer roten Nase und einem blauen Ohr, und ein Füchslein, die als Helden von Geschichten und Gedichten dienten, einen Reimdachs, der uns auf die Fährte von Reimwörtern führen wollte und das auch geschafft hat.

 

Mit Hilfe einiger Reimkarten dichten wir beim Frühstück: 

Gemütlich hole ich einen Popel aus der Nase 

und steck ihn heimlich in die schöne Blumenvase.

 

Ich stecke eine Rose in die Tasche meiner Hose.

Aua, eine Dorne!

 

Ich buddle mit meiner Hand

Ein Loch 

In den feuchten kühlen Sand.

 

Um den Tisch

rennt ein Fisch.

 

Finger-Gedichte

 

Kleine Kinder, die gerade erst mal einzelne Worte sprechen konnten, nahmen natürlich ebenso an unserem Poesie-Projekt teil. Für sie gab es viele „erste“ Kinderreime und Fingerspiele und nicht zu vergessen: Den Pflaumenbaum, drunt' in der schönen Au; und nicht zuletzt einen Theaterbesuch in einem echten Theater „Das ist der Anton Daumesdick“. Ältere Kinder und fast ganz alte Erwachsene hatten auch viel Spaß dabei.

 

Fünf Finger

fingen fröhlich

Fliegen fressende

Frösche.

 

er kommt abhanden

mit der Hand

er kommt abfußen

mit dem Fuß.

 

Die Finger

Sie klopfen

Sie krabbeln

Sie trommeln

Sie trippeln

Sie hämmern